Wohnen - klimafreundlich und solidarisch
Anstöße aus der Forschung
Wohnen besteht aus einem multiplen Beziehungsgeflecht ökologischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Aspekte. Die Wechselwirkungen zwischen gebauten Wohnstrukturen, der Konzeptionierung und Planung dieser und die Auswirkungen auf Verhalten und Lebensqualität der Bewohner:innen stellen einen zentralen Pfeiler in der Ausgestaltung sowohl eines klimafreundlichen Lebens aber auch solidarischer Ökonomien dar.
Um Strukturen eines klimafreundlichen Wohnens zu verstehen, hilft ein integrativer Blick auf das österreichische Wohnungssystem. Dieser umfasst alle in das Themenfeld Wohnen involvierten Akteur:innen, Aktivitäten und strukturellen Bedingungen von der Bodeninanspruchnahme und Produktion bis zur Nutzung und Wiederverwertung. Fragen ob gebaut werden muss, wenn ja wie und wer für wen baut stehen zur Diskussion. Neben Barrieren und Konflikten für klimafreundliche Strukturen im Bereich Wohnen liegen bereits auch gelebte Gestaltungsoptionen in Österreich vor. Hierzu zählen unter anderem die Restrukturierung der Flächenverbräuche, die Aktivierung und Attraktivierung des Bestandes als auch die Förderung innovativer Wohnformen.
Mit Blick auf die Etablierung solidarischer Ökonomien erscheinen innovative kooperative Wohnformen als sehr wesentlicher Eckpfeiler zukünftiger Debatten, da alternative Wohnkonzepte, wie z. B. Baugruppen oder Genossenschaftsmodelle, einen wertvollen, bereits seit Jahrzehnten praktizierten Ansatzpunkt für ein klimafreundliches und solidarisches Leben darstellen. Bei diesen Initiativen wird Wohnraum gemeinschaftlich entwickelt, selbstverwaltet und mit unterschiedlichen Klimaaspekten wie z.B. gemeinschaftlicher Mobilität, regionaler Lebensmittelversorgung und ökologischer Infrastruktur umgesetzt.
Die Potenziale des "Cohousing" in klimafreundlichen und solidarischen Wohninitiativen bleiben in Österreich bisher weitestgehend ungenutzt. Die Erhebung und Verankerung der Erkenntnisse und Ansätze würde für das multiple Beziehungsgeflecht des Wohnens eine lohnende Erweiterung im Hinblick auf öffentliche Wohnstrategien und Förderungssysteme bieten, um eine sowohl klimafreundliche als auch solidarische Wohnzukunft für Österreich zu gestalten.
weiterführende Informationen
Das Paper „Strukturen für ein klimafreundliches Leben – Wohnen“ zum Nachlesen >> Download
APCC-Projektseite „Strukturen für ein klimafreundliches Leben >> Weblink
Andrea Jany, promovierte Achitektin, Mitinitiatorin des WOHNBAU.DIALOG STEIERMARK, arbeitet am RCE Graz-Styria der Universität Graz, koordinierende Leitautorin des Kapitels 4 „Wohnen“ des Sachstandsberichts „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“ (2023)