Social Economy Enquete: Demokratie
23. November 2023, 13-19 Uhr, Universität Graz, Meerscheinschlössl (Festsaal), Mozartgasse 3, 8010 Graz
Social Economy bezeichnet eine Wirtschaftspraxis, die soziale und/oder ökologische Ziele verfolgt. Dazu gehören wesentlich auch entsprechende demokratische bzw. partizipative Entscheidungsstrukturen. Im Zentrum der „Social Economy Enquete: Demokratie“ steht die Frage, wie die Social Economy dazu beitragen kann, wirtschaftliches Handeln zu demokratisieren. Tendenzen zur Aushöhlung der Demokratie und die Zunahme autoritärer Entwicklungen sind der Kontext der Enquete. Gemeinsam wollen wir uns aktuellen Herausforderungen widmen und Lösungen diskutieren.
Das Programm mit 15 Workshops wurde in einem partizipativen Prozess erarbeitet.
Ablauf:
13.00 - 13.45 Begrüßung: Bürgermeisterin Elke Kahr, Stadt Graz; inhaltliche Einführung
13.45 - 14.45 Workshops I
14.45 - 15.15 Pause
15.15 - 16.15 Workshops II
16.15 - 16.45 Pause
16.45 - 17.45 Workshops III
18.00 - 19.00 Plenum
Moderation: Vera Koller (AUGE/UG Wien)
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Workshops I (13:45h-14:45h, parallel)
Kulturrevolution von rechts! Mit Demokratie am Arbeitsplatz gegen autoritäre Tendenzen
Beitrag 1:
Ausweitung der Demokratie am Arbeitsplatz als Erprobungslabor in der Abwehr autoritärer Tendenzen
Es drohen eine Kulturrevolution von rechts und illiberale und autoritative Tendenzen. Rechtsradikale und ultrakonservative religiöse Gruppierungen in den monotheistischen Religionen stellen die Werte der Aufklärung, der Menschenrechte und der Demokratie immer mehr in Frage.
Daher kommt einer Weiterentwicklung ausgeweiteter Mitbestimmungsmodelle in der Arbeitswelt zur Aufrechterhaltung des demokratischen Bewusstseins und der Erprobung demokratischen Handelns eine große Bedeutung zu.
Martin Hochegger – KAB, Buchautor („Die Krise der Aufklärung – Kulturrevolution von rechts“)
Beitrag 2:
Demokratisierung der Unternehmen: Eine Chance zur Verteidigung demokratischer Gesellschaften?
In demokratisch strukturierten Unternehmen (z.B. Produktivgenossenschaften) werden Arbeitende dazu befähigt, auch über strategische Ziele und Maßnahmen mit zu entscheiden und Verantwortung für andere, die von Wirtschaftsvorgängen betroffen sind, zu tragen. Häufig sind die Arbeitenden auch im Besitz ihres Unternehmens. Internationale Forschungen zeigen, dass mit der Erfahrung mit demokratischem Arbeiten das Engagement der Beschäftigten zunimmt, auch im Alltag demokratische Prinzipien zu praktizieren und zu verteidigen sowie soziale Gerechtigkeit und solidarisches Wirtschaften zu unterstützen. Allerdings ist es notwendig, günstige politische und betriebliche Umfeldbedingungen für demokratische Unternehmen zu schaffen.
Wolfgang G. Weber und Thomas Höge – Universität Innsbruck, Institut für Psychologie, forschen und veröffentlichen u.a. zu psychologischen und gesellschaftlichen Sozialisationseffekten einer Humanisierung und Demokratisierung der Arbeitswelt, auch im internationalen Vergleich.
Keine Staatsbürgerschaft, schlechte Arbeit - Ausschluss von Demokratie
Beitrag 1:
Man (erwerbs-)arbeitet und die sozialen, bürgerlichen und politischen Rechte sind intakt – so die arbeitsideologische Sichtweise. Der „lauthals beschworene Souverän“ (Honneth 2023) hat es aber mit Arbeitsbedingungen zu tun, die mehr von Herrschaft als vom Bemühen um demokratische Gleichheit gekennzeichnet sind. Erwerbsarbeit als Ort des Demokratielernens – wie ist das möglich?
Margit Appel ist Politologin / Vortragende und Autorin
Beitrag 2:
Eine Kernidee der Demokratie besteht in der Legitimierung durch die Betroffenen. Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung nimmt aber nicht an Wahlen teil (Nicht-Wählende) oder darf wegen fehlender Staatsbürgerschaft nicht an Wahlen teilnehmen (Nicht-Wahlberechtigte). In Wien beträgt der Anteil der Arbeiter:innen, die mangels österreichischer Staatsbürgerschaft nicht wählen dürfen, sogar etwa 60%. Ein hoher Anteil der Bevölkerung hat den Eindruck, dass die Demokratie sich nicht um sie kümmert. Befunde des Demokratie-Monitor zeigen auf, dass ökonomische Ungleichheit die Demokratie zerstört. Welche Lösungsansätze gibt es?
Erwin Leitner ist Gründer und Bundessprecher der Demokratie-NGO "mehr demokratie!"
Partizipationsmodelle in alternativen Lebensmittelnetzwerken
Beitrag 1:
Demokratische Partizipation im MILA Mitmach-Supermarkt und ihre Herausforderungen
Als Genossenschaft gehört der MILA Mitmach-Supermarkt seinen Mitgliedern. Alle Mitglieder haben genau eine demokratische Stimme, können das Sortiment mitgestalten, und müssen 3 Stunden alle 4 Wochen im Supermarkt mitarbeiten. Seit 2 Jahren läuft für dieses Partizipationsmodell bereits unser Prototyp - der MILA Minimarkt. In diesem Workshop wollen wir unsere bisherigen Erfahrungen aus diesem Experiment teilen und gemeinsam über Chancen und Herausforderungen diskutieren.
Margherita Hameter ist ehrenamtlich im Vorstand der Genossenschaft und arbeitet bei MILA an Inklusions- und Partizipationsprozessen.
Joël Foramitti ist im Operativen Team der Genossenschaft MILA Mitmach-Supermarkt tätig und arbeitet an neuen Strukturen für eine kooperative, bedürfnisorientierte Wirtschaft.
Beitrag 2:
Lebensmittel sind kostbar – foodsharing als Teil der Social Economy
foodsharing hat sich als Umweltorganisation auf zivilgesellschaftlicher Basis zum Ziel gesetzt, nicht mehr benötigte Lebensmittel von kooperierenden Betrieben legal abzuholen und den Menschen kostenfrei zugänglich zu machen. Dies erfolgt nach festgelegten Regeln durch die ehrenamtlichen Foodsaver*innen. Die Entscheidungen über Vorgangsweisen, Positionen, Arbeitsgruppen sowie deren Moderator*innen erfolgen basisdemokratisch. Wir möchten dies vorstellen und uns darüber austauschen.
Heidi Schmitt ist ehrenamtlich bei foodsharing aktiv und im Vorstand von foodsharing Steiermark. Sie ist Arbeiterkammerrätin und Sprecherin für die AUGE/UG Steiermark.
Inclusive Job Design – (un)geliebte Aufgaben umverteilen
Dieser Input stellt das Konzept „Inclusive Job Design“ vor. Dieses beinhaltet Befragungen der Mitarbeiter:innen und Beobachtungen der Arbeitsprozesse in Unternehmen. Dadurch werden einfache Aufgaben, die Mitarbeiter:innen von Ihren Hauptaufgaben abhalten und von diesen auch abgegeben werden wollen, zu niederschwelligen Tätigkeitsprofilen zusammengefasst. Durch die Einfachheit der Tätigkeitsprofile ist es möglich, diese mit Menschen zu besetzen, die sonst in kein Anforderungsprofil passen, wie zum Beispiel Menschen mit kognitiven Behinderungen oder Lernbehinderungen. Die Methode stellt demnach einen partizipativen Prozess dar, der soziale Transformation in Unternehmen herbeiführt, weil Unternehmen für Menschgruppen zugänglich werden, die sonst keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Neben der Zugänglichkeit zum Arbeitsmarkt für exkludierte Gruppen stellt das Konzept „Inclusive Job Design“ jedoch möglicherweise auch eine Teillösung für einen „Arbeitskräftemangel“ dar.
Paul Krejcerik, Master der Politikwissenschaft an der Universität Wien, Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Menschen mit einer Behinderung, war im Vertrieb in der Privatwirtschat tätig und ist aktuell NEBA (Netzwerk Berufliche Assistenz) Betriebskontakter bei Rettet das Kind Burgenland.
Care demokratisieren
Beitrag 1
Die Sozialwirtschaft im Kontext der Care-Ökonomie
Der Input setzt sich mit Sozialwirtschaft (als wichtigem Teil der Social Economy) und Care-Ökonomie mit Fokus auf unbezahlte Arbeit auseinander. Welche Gemeinsamkeiten und Synergien gibt es? Welche geschlechterspezifischen Unterschiede verschiedener Sektoren und Tätigkeiten bestehen? Wie steht es um Demokratie und Partizipation in der Sozialwirtschaft und der Care-Ökonomie?
Vanessa Lechinger ist Mitarbeiterin der Arbeiterkammer Wien und Research Fellow am Forschungsinstitut Economics of Inequality der WU Wien
Beitrag 2
Social Economy & Caring Democracy?
Durch die Einführung verschiedener Dimensionen von „Care“ hat Joan Tronto den Care-Begriff über die unmittelbaren Sorgetätigkeiten hinaus erweitert. Sie postuliert, dass über die Verteilung von Sorge auf politischer Ebene, und damit demokratisch entschieden werden muss, wenn wirklich die Sorgebedürfnisse aller befriedigt, und damit ein gutes Leben für alle möglich werden soll.
Das Konzept der „Caring Democracy“ von Joan Tronto wird in einem Input vorgestellt. Danach gehen wir gemeinsam den Fragen nach, was eine solche „sorgende Politik“ für solidarische Ökonomie und Wirtschaftsdemokratie bedeuten würde, welche Überschneidungen oder Synergien sich daraus ergeben könnten.
Brigitte Kratzwald ist Commons-Forscherin und Aktivistin sowie Redakteurin der "Contraste - Monatszeitung für Selbstorganisation".
Workshops II (15:15h-16:15h, parallel)
Arbeit demokratisieren. Job Rotation, paritätische Mitbestimmung der Betriebsrät*innen und Lehrlingskonferenzen
Angesichts der Schwächung von demokratischen Gesellschaften, ist es notwendig, Demokratien zu erneuern. Wie können Demokratien überzeugen, wenn ihr Alltag in Arbeit und Institutionen nicht demokratisch ist? Um Demokratien zu stärken, ist es nötig, Alltag und Arbeit zu demokratisieren! Wir schlagen als Philosoph*innen vor, das Demokratisieren von Arbeit auf zwei Weisen zu fördern: Einerseits durch Job-Rotationen und andererseits durch regelmäßige Lehrlingskonferenzen. Als Philosoph*innen kritisieren wir in der Nachfolge der Philosophinnen Judith Butler und Axel Honneth die wertende Gewalt, die von Hierarchien und Identitäten ausgehen. Wenn wir uns durch Arbeit dauerhaft einen bestimmten sozialen Status zuschreiben, der uns aufwertet und andere abwertet oder umgekehrt, befeuern wir einen permanenten Status- und Konkurrenzkampf, der Demokratien schwächt. Sich verfestigende Identitäten wie Herkunft und Arbeit führen dazu, dass bestimmte Gruppen in einer Gesellschaft dauerhaft ab- oder aufgewertet werden. Um identitäre Prozesse nicht mit Hierarchien zu verbinden, plädieren wir für regelmäßigen Perspektivenwechsel in der Arbeit und im sozialen Status. Dafür eignen sich Job-Rotationen, Paritätische Mitbestimmung und Lehrlingskonferenzen beispielsweise.
Heide Hammer, Philosophin und politische Aktivistin von LINKS, ist gerne in Bewegung, denkt, liest und schreibt am liebsten in Gruppen und arbeitet an der Medizinischen Universität Wien.
Utta* Isop: Philosophin und Geschlechterforscherin, lehrt an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Demokratie in der Arbeit, Geschlecht, egalitäre Praktiken und Gewalt, solidarische Ökonomien und Demokratie.
Demokratisierung der Wirtschaft über „Ankerinstitutionen“. Was wir vom „Cleveland Model“ und dem „Health Anchor Network“ lernen können
Schon seit langem gibt es eine Vielzahl von Ansätzen in den USA, die versuchen Kreislaufwirtschaft in Kombination mit dem Aufbau von demokratischen Wirtschaftsstrukturen, der Schaffung guter Arbeitsplätze v.a. für marginalisierte Gruppen und die Lokalisierung von Wohlstand zu verknüpfen. 2008 haben verschiedene Akteure in Cleveland, Ohio – einer Stadt die in Folge von neoliberalen Handelsabkommen die massive Abwanderung von gut bezahlten Industriejobs erlebt hat – begonnen, auf der Basis der Erfahrungen von Mondragón in Spanien, die Potentiale von „Ankerinstitutionen“ wie Krankenhäusern und Universitäten auszuloten. In Zusammenarbeit mit einer Reihe von städtischen Akteuren und Stiftungen haben sie die Gründung von einer Reihe von „Worker Cooperatives" unterstützt, die nunmehr diese Einrichtungen mit Gütern und Dienstleistungen versorgen – von Energie, über Lebensmittel bis hin zu sauberer Wäsche. Mittlerweile ist aus diesem Ansatz ein US-weites Netzwerk im Gesundheitsbereich entstanden, das sogenannte Health Anchor Network. Der Workshop bietet Einblicke in diese Erfahrungen und stellt die Frage, was wir von diesen Erfahrungen für die Demokratisierung der Wirtschaft in Österreich und der EU lernen können.
Alexandra Strickner ist politische Ökonomin, Mitbegründerin und geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Kompetenzzentrums für Alltagsökonomie, hat u.a. Attac Österreich, die Plattform Anders Handeln, das Bureau für Selbstorganisierung und fair sorgen! Wirtschaften fürs Leben mitinitiiert.
Peer Arbeit - ein Beitrag für mehr demokratisches Miteinander in der Sozialarbeit
Mit seinem innovativen Zertifikats-Kurs „Peers der Wohnungslosenhilfe“ schafft der neunerhaus Peer Campus Zugang zu einem kostenlosen Bildungsangebot für (ehemals) wohnungslose Menschen. Ausgebildete Peer Mitarbeiter*innen, die in Sozialorganisationen der Wohnungslosenhilfe und anderen Bereichen angestellt werden, erkennen, dass Abbrüche im eigenen Leben versteckte Kompetenzen in sich bergen und lernen, ihr reflektiertes Erfahrungswissen zu aktivieren. Das ermächtigt sie auf einer individuellen Ebene, ihr Erfahrungswissen ist aber auch auf einer strukturellen Ebene transformierend. Der Peer Campus zeigt auf, wie man gemeinsam mit relevanten Kooperationspartner*innen und Arbeitgeber*innen Maßnahmen umsetzen kann, um Rahmenbedingungen für diese Transformation zu schaffen.
In diesem interaktiven Workshop, der im Tandem von einer*einem Peer-Mitarbeiter*in gemeinsam mit einer anderen psychosozialen Berufsgruppe geleitet wird, werden wir reflektieren und diskutieren, wie durch den Einsatz von Peer-Arbeit das demokratische Miteinander gefördert werden kann und welchen Beitrag Projekte wie der Peer Campus leisten können für mehr Mitbestimmung und Partizipation in unserer Gesellschaft.
Johanna Gabriel, Kursleitung neunerhaus Peer Campus, Sozialarbeiterin, Vortragende am FH Campus St. Pölten
Aylin Demir, Absolventin Zertifikatskurs „Peers der Wohnungslosenhilfe“ und Peer Mitarbeiterin neunerhaus Peer Campus
Moderation: Barbara Berner, Leitung neunerhaus Peer Campus, Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin, Trainerin für Selbstbehauptung
ABGESAGT! Demokratisieren wir unsere Energieversorgung! Die Rolle demokratischer Kontrolle und öffentlichen Eigentums für ein gerechtes Energiesystem, faire Preise und die Energiewende.
In diesem Workshop möchten wir gemeinsam über die Möglichkeiten und Hindernisse für die Demokratisierung der Energieversorgung diskutieren. Zentral geht es darum, wie wir die Energieversorgung als öffentliches Gut bereitstellen können, das sowohl ökologisch produziert als auch sozial gerecht verteilt wird. Grundlage für den Workshop ist die Kampagne "Energieversorgung demokratisieren!", die ein Ende von Spekulation und Profitmaximierung mit Energie sowie die Grundversorgung mit sauberer Energie zu fairen Preisen fordert.
Max Hollweg ist Campaigner bei Attac Österreich und arbeitet zu den Themen Energiedemokratie, Klimagerechtigkeit, Globale Solidarität und Degrowth. Als Aktivist ist er dazu in verschiedenen (internationalen) Vernetzungen aktiv.
Partizipation im Digitalisierungsprozess - Chancen und Grenzen
Im Workshop werden Erfahrungen der Smart Coop Austria – Die Cooperative für Freelancer*innen geteilt und zur Diskussion gestellt:
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Entwurf und Durchführung eines Partizipativen Prozesses in der Erhebung von Anforderungen für eine Software-Entwicklung (Idee-Erfahrung-Learnings)
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Einbindung von Nutzer*innen mit und ohne fachspezifische Kenntnisse im Development-Prozess. Was sind die Grenzen der Einbindung, wo liegen Chancen, welche Werkzeuge könnten eingesetzt werden?
Angela Vadori ist Geschäftsführerin der Smart Coop Austria
Workshops III (16:45h-17:45h, parallel)
ABGESAGT! VW für Alle - eine Kampagne zu Vergesellschaftung und Produktionsumbau in der Automobilindustrie. Vortrag und Austausch zu Verkehrswende-Aktionen und einem Jahr Kampagnenarbeit rund um VW.
Die Autoindustrie ist in einer Krise. Besonders der Volkswagen-Konzern. Die Krise darf aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Seit etwa einem Jahr arbeiten Aktivist*innen zusammen mit Beschäftigten an einer intensiven Kampagne in Wolfsburg, am Stammsitz von VW.
VW steht nicht nur statt für VolksWagen für VerkehrsWende sondern auch für Vergesellschaftung Wagen. In dem VerkehrsWende-Unternehmen, zu welchem Volkswagen umgebaut wird, könnten Produkte wie Busse und Bahnen vom Band laufen. Es geht darum, eine Produktion danach auszurichten, was gebraucht wird und nicht was Profite für Wenige abwirft – und das systematisch auf Kosten anderer. Ein oder mehrere Verkehrsmittel, welche der Allgemeinheit nützen. Auf der Produktionsstrecke beenden wir Ausbeutung von Menschen und anderen Lebewesen. Das klingt romantisch, ist aber nicht so einfach, vor allem nicht in einer Welt, in der der Kapitalismus bis in jede letzte Nische vorgedrungen ist. Um eine gemeinwohlorientierte Produktion durchzusetzen, müssen sich alle von der Produktion Betroffenen zusammensetzen und gemeinsam Entscheidungen treffen. Die meisten von der Automobilproduktion Betroffenen werden heutzutage überhaupt nicht gefragt.
Das Motto der Zukunft, “VW für alle” steht für einen gemeinwohlorientierten, kollektiv geführten VerkehrsWende-Betrieb, bei dem Betroffene entscheiden, was produziert wird.
#VergesellschaftungWagen.
Ruben Gradl ist aktiv bei „VW für alle“ / VerkehrsWende Stadt Wolfsburg
Building broad-based employee ownership by addressing the ownership succession challenge (Workshop in English)
Contribution 1:
In Europe, ownership of around 600.000 SMEs employing 2 million workers is transferred annually. The EC estimates that one third of those enterprises are threatened because of the succession challenge, be it an untimely preparation of founders, underdeveloped supportive infrastructure, or simply a lack of possibilities. The massive ownership transfer in the EU countries presents an opportunity to encourage ownership structures that, on the one hand, present a viable economic model, and on the other, create socially responsible enterprises. A great example is presented by the US and the UK, where dedicated legislation provides tax incentives for well-regulated employee buyouts through the Employee Stock Ownership Plan or ESOP. ESOP is a model for leveraged and gradual business buyouts facilitated by a special purpose vehicle, which buys and holds stock in the name of employees. In the US, there are 7.000 ESOP companies employing 13 million employee-owners, while in the UK there have been 1500 employee buyouts of SMEs in the past 9 years alone. The majority of conversions are fueled by the ownership succession challenge. In the EU space, there is no similar model for providing ownership succession tools. At the Institute for Economic Democracy (IED), we created a concept of the European ESOP. In the pilot implementation phase, IED helped a few businesses to adopt to model, while have also helped the Slovenian government in preparing the legislation, which is right now being discussed between the ministries. Currently, we are also engaged with discussions on the model with EU institutions and are focusing on regional dissemination of the European ESOP model. The workshop will concentrate on providing a concise introduction to best international practices, delving into the technical facets of the model, and exploring its potential social benefits.
Tej Gonza is director of the Institute for Economic Democracy, Ljubljana (Slovenia)
Contribution 2:
Mandelbaum Publishing House (Mandelbaum Verlag) was founded in Vienna in 1996 as a sole proprietorship. Since 2018, the then owner and the employees had been discussing a solution for ownership transfer, as the owner wanted to retire. Since both the lived cooperation and the political orientation of Mandelbaum Verlag aimed at a more democratic, equal and exploitation-free form of economy, the business form of a cooperative lent itself to the takeover of the company by the staff. Since "Rückenwind", an auditing (cooperative) association based on the solidarity economy, has existed in Austria since 2014, we had great support in transferring the company into a cooperative owned by the former employees. In April 2021, after a three-year process, the transfer was completed. All important decisions are made by consensus of the now 4 cooperative members.
Martin Birkner is a member of the board of of the Mandelbaum Verlag cooperative, Vienna (Austria)
Ehrenamt und Professionalisierung. Wie können Organisationen Partizipation ermöglichen?
Beitrag 1:
Ehrenamt und Professionalisierung: was braucht es (nicht)
Wenn Menschen motiviert sind, gesellschaftlich wichtige Themen in die Breite zu bringen gibt es nicht nur zu Beginn Hürden, die überwunden werden müssen. Die formale Gründung eines Vereins bzw. der Aufbau vereinsähnlicher Arbeitsstrukturen ist noch eine der kleinsten Aufgaben. Die viel größere Aufgabe liegt darin, das Anliegen in die Breite der Gesellschaft zu bringen. Doch wie gelingt es, dauerhaft das Engagement der (ehrenamtlichen) Mitglieder zu sichern? Muss das zwangsläufig immer mit einer Professionalisierung der Strukturen einhergehen? Was braucht es um dauerhaft und erfolgreich (ehrenamtliches) Engagement sicherzustellen?
In diesem Workshop soll es nicht nur um einen Austausch von best und worst practices gehen, sondern auch der Versuch gestartet werden, allgemeingültige Handlungsanweisungen zu erarbeiten, unter denen gesellschaftlich wichtige Anliegen dauerhaft in die Breite wirken können.
Tabea Eichhorn gründete 2014 gemeinsam mit anderen motivierten Personen die erste Foodcooperation Fruchtgenuss und 2016 den ersten kostenlosen Lastenradverein LaRa in Innsbruck. Ihre Erfahrungen aus beiden Vereinen zeigen: es gibt nicht nur zu Beginn sehr viele Hürden, die man meistern muss um die Anliegen dauerhaft ins Fliegen zu bringen.
Beitrag 2:
Partizipative Garantiesysteme – Demokratische-Landwirtschaft selbst gemacht.
Eine Utopie wird zur Realität. Partizipation als ein Schlüssel zu einer solidarischen Gesellschaft.
Dieser Workshop beschäftigt sich mit der Bewältigung der zunehmend komplexen politischen Situationen in unserer Zeit. Wir sind uns bewusst, dass diese Herausforderungen nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Organisationen betreffen, angefangen von solidarischen Landwirtschaftsprojekten bis hin zu Regierungsinstitutionen wie dem Landwirtschaftsministerium.
Im Rahmen dieses Beitrags möchten wir anhand eines konkreten Beispiels, nämlich eines Partizipativen Garantiesystems, verdeutlichen, wie wir durch die Bearbeitung von Komplexität auf lokaler Ebene das Potenzial haben, Veränderungen im großen Maßstab herbeizuführen. Unser Fokus liegt darauf, die Bedeutung der Partizipation in der gelebten Demokratie zu betonen, die über das reine Abgeben der Stimme alle X Jahre hinausgeht. Stattdessen ermutigen wir dazu, Realitäten zu reflektieren, zu transformieren und utopische Visionen aktiv zu leben.
Durch praktische Beispiele, Diskussionen und Erfahrungsberichte werden wir gemeinsam erkunden, wie solche partizipativen Ansätze dabei helfen können, komplexe Probleme anzugehen und eine nachhaltige Veränderung in unserer Gesellschaft zu bewirken.
Paul Dragaschnig, MSc: Socio Ecological Economics and Policy, WU Wien, Masterarbeit: Partizipative Garantiesysteme bei Ouvertura – Wie kann eine Solidarische Landwirtschaft ihre Visionen, Ziele und Qualität garantieren? Partizipationsexperte bei YEP – die Stimme der Jugend; Denkstatt GmbH: Klimastrategie Beratung mit den Schwerpunkten auf partizipative Ansätze zu Governance, Dekarbonisierung und Risikoanalyse.
Wohnen: Von Mitbestimmung bis Selbstverwaltung
Beitrag 1: Was hat leistbarer Wohnbau mit Demokratie zu tun?
Die Rolle der Gemeinnützigen Bauvereinigungen und Wohnungsgenossenschaften als Versorger mit leistbaren Wohnungen ist allseits bekannt. Was jedoch weniger bekannt ist, sind die genossenschaftlichen Mitbestimmungsmöglichkeiten im gemeinnützigen Sektor. Der Beitrag soll einerseits einen kurzen Überblick über die genossenschaftlichen Teilhabemöglichkeiten im Wohnbau geben und andererseits ein paar allgemeine Erkenntnisse über das Verhältnis von Leistbarkeit im Bereich Wohnen und soziale Partizipation geben. Es wird auch ein internationaler Blick insbesondere auf das dänische System der MieterInnen-Demokratie gewagt und danach gefragt, was aus Beispielen wie diesen gelernt werden könnte.
Gerald Kössl, Wohnwirtschaftliches Referat, GBV (Österreichischer Verband Gemeinnütziger Wohnbauvereinigungen - Revisionsverband)
Beitrag 2: WOAL – Wohnen ohne Alterslimit: ein Pilotprojekt für ein gutes Leben im Alter bis zum Ende … selbstbestimmt, sinnerfüllt, gut betreut und sozial eingebunden.
Der Beitrag thematisiert folgende Aspekte des WOAL-Konzeptes:
- Selbstverwaltung (Methoden, Maßnahmen, Regelwerke)
- solidarische Finanzierung (nicht der ökonomische Status bestimmt über die Möglichkeiten)
- Qualität für alle Beteiligte (auch Angestellte, auch Externe)
- gute Mischung von Professionalität und Eigenengagement
- Partizipation am Planungsprozess: Projektentwicklung und Planung, vom Konzept bis zum Detail / Spannungsfelder
Ulrike Kobrna, Psychologin, Mediatorin, Vorstandsmitglied Genossenschaft WOAL - Wohnen ohne Alterslimit im Pilotprojekt Oberlaa e.G.; (Mit)gründerin und Gestalterin von Wohnprojekten, Kindergruppen und einer Alternativschule; wissenschaftliche Tätigkeit in der Suchtforschung, langjährige Betriebsratserfahrung, selbständige Tätigkeit
Clemens Dill, Studium Architektur und Städtebau, 2018 Gründung des Büro DILL. Architektur und urbane Aesthetik, 2023 gemeinsam mit Michael Wieser Gründung des Ziviltechnik-Büros Wieser Dill ZT GmbH, begleitet als Architekt das Projekt WOAL.
Gemeinsame Projekte umsetzen - Zusammenarbeit zwischen Akteur:innen der Social Economy fördern
Wie können sich Akteur:innen der Social Economy gegenseitig unterstützen? Was sind sinnvolle gemeinsame Projekte, die für möglichst viele Organisationen einen konkreten Nutzen bringen? Und wie kann diese Zusammenarbeit demokratisch und partizipativ gestaltet werden?
Im Rahmen dieses Workshops beabsichtigen wir, einen Einblick in die Bedürfnisse verschiedener Organisationen zu gewinnen und herauszufinden, wo es Potenzial für gemeinsame Projekte gibt. Nach einer kurzen Einführung in bisherige Kooperationsansätze in der Social Economy wird der Workshop einen offenen Raum bieten, in dem Ideen ausgetauscht werden können und erste Schritte zur Organisation konkreter Projekte initiiert werden können.
Joël Foramitti ist im Operativen Team der Genossenschaft MILA Mitmach-Supermarkt tätig und arbeitet an neuen Strukturen für eine kooperative, bedürfnisorientierte Wirtschaft.
Veranstalter:innen:
AUGE/UG Wien
Institut für Psychologie, Universität Innsbruck
RCE Graz-Styria, Zentrum für nachhaltige Gesellschaftstransformation, Universität Graz
VÖWG (Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs)
Co-Veranstalter:innen (derzeitiger Stand):
attac Österreich
AUGE/UG Bund
Gemeinwohl-Ökonomie Österreich
Inštitut za ekonomsko demokracijo (Institut für Wirtschaftsdemokratie), Ljubljana
Kompetenzzentrum Alltagsökonomie
Smart Coop Austria
Unabhängige Gewerkschaftsfraktion im ÖGB (UG)
Mit finanzieller Unterstützung der nebenstehenden Organisationen.